Verschoben auf den 18.09.22! Urlaub in Polen (Krautrock/Synth/Noise - D)
Verschoben auf den 18.09.22! Urlaub in Polen (Krautrock/Synth/Noise - D)
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präsentiert von: Ox-Fanzine, livegigs.de, laut.de & ByteFM
Neun Jahre ist es her, dass Urlaub in Polen mit der Veröffentlichung ihres fünften Albums Boldstriker auch ihre Auflösung ankündigten. Schlagzeuger Jan Philipp Janzen und Multiinstrumentalist und Sänger Georg Brenner haben aber schon immer eine der seltenen und höchst unwahrscheinlichen Bands gebildet, die trotz anderslautender Marktgesetze den Zusammenhang des eigenen Werks über Trends und Gelegenheiten gestellt hat – ohne dabei zu leugnen, einen je bestimmten historischen Moment zu bewohnen. So wird auf All, ihrem unverhofften, sechsten Album, sofort klar, dass der Begriff der »Reunion«, zumindest im landläufigen Sinn, dieser Angelegenheit nicht gerecht wird. Denn All ist Lichtjahre davon entfernt, einen lauwarmen Aufguss ehemaliger Erfolgsrezepte darzubieten. Stattdessen ist das Album hochgradig ambitioniert und klingt in seinem konzentrierten Vortrag frisch – und doch nicht wie ein Debüt. Denn die erheblichen Vorzüge einer musikalischen Langzeitbeziehung sind an jeder Stelle des Albums merklich. Damit ist nicht nur die Tightness des gemeinsamen Spiels gemeint, die tatsächlich so unfassbar war und ist, wie alle, die Urlaub in Polen live gesehen haben, sagen. Gemeint ist auch eine nur schwer zu erreichende, musikalische Ebene der Vertrautheit mit sich und miteinander, die schon immer die musikalischen Erkundungsreisen der Band getragen hat und die die Dynamiken und Strukturen von All im Ganzen austariert. Akzentuiert wird das Spiel dieser Wechselwirkungen durch die Produktion, für die Janzen (u.a. Gründungsmitglied Teil von Von Spar, aktueller Schlagzeuger von Die Sterne und Produzent von Die Sterne, The Field, PTTRNS, Albrecht Schrader etc.) und Brenner auch verantwortlich sind.
Urlaub in Polen war auch schon immer eine Band, die sich jeder Kategorisierung entzogen hat. All präsentiert ihr bislang wohl formal kohärentestes Album, ist aber dennoch alles andere als eine Genrearbeit: Gemeinsam ist den Songs auf All eine Architektonik, die an Krautrock denken lässt und die die weit ausgreifenden Synthesizer- und Gitarrenfiguren auf das Fundament eines fein gewebten Rhythmusarrangements stellt. Die Anklänge an Westküstenpop (die Harmonien und der Bass!), an rheinischen Techhouse und an frühe Dire Straits (der Gesang und die Gitarrenproduktion!) machen All aber zu einer so typisch vielseitigen wie internationalistischen Veranstaltung. Das Album teilt mit den Vorgängeralben das Interesse und die Aufmerksamkeit für klangliche Texturen und Kontraste, geht dabei allerdings zurückhaltender und konzentrierter zu Werke. An der Stelle des Noise rücken Details und die enorme Spielfreude zwischen Brenner und Janzen in den Vordergrund, und zwar gleichermaßen in den stoischen Wüstenkrauthits »Impulse Response« und »THDT«, der polyrhythmischen Nummer »Overall« oder dem discoiden »Proxy Music«. All als musikalisches Statement legt so Zeugnis davon ab, dass für Urlaub in Polen nicht eine musikalische Nische oder inhaltliche Ausrichtungen entscheidend sind, sondern formale Erwägungen und die immer neue Gegenwart des gemeinsamen Spiels: All steht so für nicht mehr und nicht weniger als die neueste Erweiterung ihres Gesamtwerks.
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